Graziella Giacometti & Rolf Bickel (2017)
Besucherbericht: Reise nach Auroville (Auszug aus Jahresbericht 2017)
StudentInnen (2005)
In der Folge lassen wir gerne die Studenten und Studentinnen aus dieser Gruppe zu Worte kommen:
Es war ein grosses Glück, dass die Pädagogische Hochschule uns erlaubte, unseren Einsatz in einer englischsprachigen Schule in Indien zu absolvieren. Einige von uns kannten Indien, andere nicht, doch eigentlich spielte dies keine Rolle, denn Indien konfrontiert, schockt, erstaunt, erfreut, fordert jeden sowieso stehts aufs Neue. Auch bietet sich Auroville wie auch Goa bestens an, Indien zu beschnuppern. Quasi Indien light: Europäische Küche in fast allen Restaurants, gefiltertes Wasser, relativ gut erhaltene Strassen und an Europäer gewöhnte Inder erleichtern es auch India-Beginners, sich au akklimatisieren. So fühlten wir uns (einige erst nach der klassischen Magenverstimmung) auch ziemlich schnell wie zu Hause.
In der Kuyilappalayam School wurden wir herzlich und offen aufgenommen und wir durften innert kürzester Zeit Klassen unterrichten.
Andere Länder, andere Sitten, in Indien erst recht! Jeden Morgen Appell, Indische Flagge, Nationalhymne, Gebet und alle 1000 Schüler gehen unter Einhaltung höchster Disziplin in Uniform, im Gänsemarsch und der Grösse nach geordnet auf dem Weg in ihre Schulzimmer. Dort warten sie geduldig auf die Lehrpersonen, bei deren Eintreffen alle aufstehen und sagen: „Happy morning sir!“ und erst wieder Platz nehmen, wenn die Lehrperson es ihnen mit: „Sit down!“ erlaubt. Daran mussten wir uns erst mal gewöhnen. Auch daran, dass ein Schüler nach der Aufforderung zu sprechen aufsteht und sich erst wieder setzt, wenn man ihm mit "sit down" wieder das Recht dazu erteilt. 40 und mehr Schüler und Schülerinnen, davon die Glücklichen auf ca. 8 Holzbänken, die Restlichen auf dem Boden sitzend, in einem kleinen Klassenzimmer mit einer 1.5 x 1 Meter grossen, zerfurchten Wandtafel. Kreiden hatte es nur weisse. Kopiergerät? Hellraumprojektor? Nichts dergleichen. Wenige Lehrmittel, eine winzige Bibliothek, wenig Schreibmaterial wie Hefte und Stifte waren vorhanden; für die ganze Schule gab es – sage und schreibe – einen ganzen Beutel Leim!
Die Lehrperson schreibt an die Wandtafel, die Schüler schreiben ab und hören zu oder repetieren im Einklang kurze Phrasen, die unbedingt gespeichert werden müssen. Und damit wären die Lehr- und Lernmethoden abgehandelt. Gruppenarbeit, selbstständiges Erarbeiten von Wissen, experimentieren, konstruktives Lernen? Wir versuchten dies ein wenig einzubringen, doch die Kinder waren, wen wunderts, meist überfordert. Uns fiel auf, dass in der Mathematik ein hohes Niveau erreicht wurde, möglicherweise höher als bei Gleichaltrigen in der Schweiz. Die Englischkenntnisse haben wir jedoch etwas überschätzt, wenn man bedenkt, dass die Kinder dort ab dem Kindergarten in Englisch unterrichtet werden. Unsere Anweisungen mussten oft von schnelleren Schülerinnen und Schülern übersetzt werden; doch mit deren Hilfe klappte die Verständigung bestens.
Es wäre arrogant und anmassend, sich nun ein Urteil über die Fähigkeiten der Englisch-Lehrpersonen zu bilden, denn Indien ist ein komplett anderes Land als die Schweiz und kleinere Klassen wären unserer Meinung nach für die Lehrpersonen dort bereits eine riesige Hilfe, um in Fächern wie in Englisch effizienteren Unterricht zu halten. Doch dazu bräuchte es vielleicht mehr Räume, mehr Gebäude, mehr Land, mehr Personal und zuerst natürlich die Bereitschaft der Lehrpersonen und vor allem die Möglichkeiten, andere Lehrmethoden kennenzulernen.
Claudia Stamm Roth (2007)
Nach meinem Besuch der Kuyilappalayam School in Südindien war ich sehr motiviert, den Bazar in meinem Schulhaus erneut durchzuführen.
Ich bin seit 18 Jahren Primarlehrerin und unterrichte momentan an einer Unterstufe in der Stadt Zürich. Für einen Monat besuchte ich zur Weiterbildung und aus Neugierde die Palayam-School-India vom 12.2. bis 10.3.2007. Verena Brons Stahel lernte ich über den Bazar kennen, den ich zu Gunsten dieser Schule im Jahre 2006 in unserem Schulhaus organisiert hatte. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Verena führte mich in Indien ins Schulsystem ein und durch sie hatte ich viele interessante Begegnungen mit Menschen, die in Auroville leben.
Am meisten beeindruckt war ich vom gemeinsamen Begrüssungsritual, welches alle Kinder auf dem Platz durchführen mit Liedern, Sprüchen und Gebeten. Jeweils drei Jugendliche der Oberstufe leiten diesen Anlass und teilen den SchülerInnen die wichtigsten Neuigkeiten aus der Zeitung mit, welche sie morgens gelesen haben. Alles läuft derart ruhig und diszipliniert ab, ich war sehr gerührt über die Art und Weise, wie sie den Schultag beginnen. Auch über die Motivation und Ruhe, welche die Kinder während des Unterrichtes zeigen. Ich besuchte alle Stufen vom Kindergarten bis zur 12. Klasse. Es war ein grosses, unvergessliches Erlebnis. Beeindruckt war ich auch über das Engagement der beiden Schulleiter V. Gunaseelan und Anton F.G: Keulaars, die sehr hilfsbereit, offen und liebevoll mir die ganze Schule zeigten und über die Entwicklung der Schule erzählten.
So reiste ich zurück mit vielen Erlebnissen und Eindrücken, welche ich sofort meinem Kollegium im Schulhaus weitergeben konnte. Im weiteren zeigte ich Bilder, einerseits den Kindergarten- und Unterstufenkindern, andererseits den Mittelstufenkindern in unserem Schulhaus und erzählte Geschichten über Erlebtes. Sie waren sehr beeindruckt, neugierig und interessiert. Alle wissen jetzt, dass sich die Schule einen zweiten gelben Schulbus anschaffen konnte aus dem Erlös des ersten Bazars 2006.
So waren alle hochmotiviert und freuten sich auf die Vorbereitungen für den zweiten Bazar.Die Kindergartenkinder bastelten Teelichter und lustige Figuren für den Garten, die 1. Klasse bastelte Glücksschweinchen, die 2. Klasse machte allerlei fruchtige Konfitüren und Zöpfe, meine 3. Klasse verkaufte selber dekorierte Filzfinken, wir kochten Hollunderblütensirup und in der Handarbeit bastelten sie Ketten, die 4. Klasse zog Pflänzchen und dekorierte die Blumentöpfe und vieles mehr.
Vor dem eigentlichen Bazar eröffnete ich eine Bazar-Einweihung. Das ganze Schulhaus war im Treppenhaus tags zuvor versammelt. Die Kindertanzgruppe präsentierte einen modernen indischen Tanz à la Bollywood und sorgte für eine wunderbare Stimmung. Sie überbrachten zusammen mit einem 1. Klasskindern den beiden Einweihungsständen eine Blume. An einem Stand waren unsere indischen Sachen ausgestellt, die wir von der Reise mitgebracht hatten. Am andern Stand war eine Auswahl an selbstgebastelten Sachen der Kinder zum Verkauf präsentiert. Die Vorfreude auf den eigentlichen Tag des Bazars war umso grösser. Am Bazartag leiteten viele Kinder auch Spiele an für Kinder. Es gab eine Schmink- und Beauty-Ecke, ferngesteuerte Autorennen zum Mitmachen,m Eselreiten, Popcornverkäufer, wozu sie auf Wunsch Witze erzählten (dies kostete 50 Rp. mehr!), eine tamilische Mutter erzählte Geschichten in einem Schulzimmer.
In einem anderen Schulzimmer präsentierte Verena Brons Stahel eine Bild und Ton-Schau über die Schule. Wir hatten aus der Vielfalt verschiedenster Bilder eine Fotoreise zusammengestellt. Interessierte Eltern und BesucherInnen konnten sich so ins Thema vertiefen.
Eltern halfen beim Kaffee- und Kuchenstand mit, diverse indische und tamilische Eltern bereiteten leckerste Malzeiten zu. Man konnte sich richtig den Gaumen verwöhnen. Dazu gab es eine kulturelle Veranstaltung: Drei Kinder meiner Klasse und eine 1. Klässlerin zeigten moderne indische Tänze, ein Mädchen tanzte klassischen indischen Tanz und vier Kindergartenkinder präsentierten einen Schmetterlingstanz. Die Zuschauer waren derart begeistert, klatschten aus Leibeskräften und ein Hauch Indien breitete sich im Singsaal des Schulhauses aus. Alle tamilischen und indischen Mütter und Bekannte trugen ihre Saris.
Verena Brons Stahel und andere Helferinnen verkauften unsere wunderbaren Sachen, die wir aus Indien mitgeschleppt hatten, sowie selbst kreierten und hergestellten Schmuck von Jana und Christa Gemperle.
Die Stimmung war wunderbar, friedlich und heiter.